„Zum Jahreswechsel haben wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied von Fishale genommen“, so Kathi Japp. Denn der größte Wunsch des jungen Mannes sei eine Tätigkeit als Zimmermann oder Tischler. Seit Januar könne er sich diesen bei der Tischlerei Wittorf erfüllen, freut sich Kathi Japp.
„Am Anfang waren wir sehr skeptisch“
Der ursprüngliche Kontakt zu Fishale Mebrahtu kam über eine Freundin der Unternehmerin zustande, die mit ihm zusammen Volleyball spielt. Die Freundin berichtete, dass der Flüchtling eine Beschäftigung suche.
„Am Anfang waren wir sehr skeptisch“, räumt Geschäftsführer Bodo Japp ein. Schließlich waren die Deutsch-Kenntnisse von Fishale Mebrahtu eher schlecht. „Trotzdem“, schildert Japp, „luden wir Fishale zum Kennenlernen ein – und waren sofort von seiner liebenswerten, schüchternen Art begeistert.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren zwar neugierig auf den neuen „Kollegen“, aber: „Auch mit Vorurteilen waren sie schnell bei der Hand.“
Ein Jahr später sei von Vorurteilen keine Rede mehr gewesen, versichert Bodo Japp. Fishale Mebrahtu habe sich relativ schnell in das Team integriert, so der Caterer. Er erzähltt: „Wir hatten viel Spaß miteinander. Fishale war immer gut gelaunt und hatte oft lustige Sprüche auf den Lippen.“
Zur schnellen Einbindung in das Team trugen vor allem gemeinsame Aktivitäten bei. „Wir waren zusammen im Kino, gingen bowlen, waren essen und besuchten eine Brauerei“, nennt Kathi Japp Beispiele. Besonders der Koch Felix und Fishale Mebrahtu seien mittlerweile „ein Herz und eine Seele“.
Die Geschäftsführung des Japp-Veranstaltungsservices half Fishale Mebrahtu aber auch beim Übersetzen von Behörden-Post und führte immer wieder Gespräche mit der Stadt. In denen ging es unter anderem um die Arbeitserlaubnis, den Deutsch-Kurs und die Wohnungssituation.
Für die Offenheit und Unterstützung durch seine deutschen Kolleginnen und Kollegen bedankte sich Fishale Mebrahtu zum Beispiel mit einer Einweihungsfeier in seiner neuen Wohnung, in der er mit anderen Menschen aus Eritrea lebt. Kathi Japp erinnert sich: „Es gab Teigfladen und Lamm-Eintopf. Wir aßen mit den Fingern und tranken schon mittags Bier. Der Grund: Fishale hatte sich erkundigt, was in Deutschland bei Feiern üblicherweise getrunken wird. Bier – so war die Antwort. Und deshalb wurde Bier serviert und nichts anderes; darüber haben wir uns sehr amüsiert.“ Die Einweihungsfeier hatte jedoch ebenfalls traurige Seiten: „Manche Geschichten aus dem Herkunftsland und von der Flucht waren erschütternd.“
Für die Zukunft wünschen Kathi und Bodo Japp dem jungen Mann aus Eritrea nicht nur eine erfolgreiche Fortsetzung seines Berufslebens. „Wir hoffen gleichermaßen, dass er bald seine Frau in die Arme schließen kann“, sagt Kathi Japp. Mit Ausbildung, festem Arbeitsplatz und eigener Wohnung seien die Chancen groß.
Und die Chefin formuliert noch einen weiteren Wunsch: „Wir wünschen uns, dass jeder Mensch in Deutschland doch ein klein wenig mutiger sein und auf die Flüchtlinge zugehen sollte.“